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Martinskirche Unteraltenbernheim
UnteraltenbernheimMartinskirche
Die evangelische Martinskirche wurde in den Jahren 1848 bis 1849 für die Ortschaften Unteraltenbernheim, Hechelbach, Limbach, Wimmelbach, sowie die Weiler Hörhof und Schafhof errichtet. Durch den Bau dieser Kirche erhielt die evangelische Gemeinde zum ersten Mal seit ihrem Bestehen einen eigenen Gottesdienstraum.
Im Jahrhundert der Reformation waren die Menschen in Unteraltenbernheim überwiegend evangelisch, die Priester zum neuen Glauben übergegangen. In diesen Jahrzehnten konnte man deswegen die bisherige ( und heutige ) katholische Kirche für Gottesdienste verwenden. Die Hälfte des Ortes Unteraltenbernheim unterstand aber weiter dem Deutschen Orden in Virnsberg, dem es 1595 wieder gelang, seinem Recht auf Benennung eines Priesters nachzukommen. Trotz der Intervention der Evangelischen in Unteraltenbernheim ( die dem Baron von Seckendorff, Unternzenn, unterstanden ) beim Marktgrafen von Ansbach gelang es nicht, gegen die Ernennung des Priesters vorzugehen. So wurden in den folgenden Jahrhunderten auch die evangelischen Kinder vom katholischen Priester getauft, evangelische Brautpaare vom ihm getraut und die Toten von ihm beerdigt – lediglich für die Konfirmation ihrer Kinder hielten sich die Evangelischen an die umliegenden evangelischen Gemeinden. 1834 konnte zum ersten Mal ein „Schulvikar“ berufen werden, also ein junger Pfarrer, der für den Unterricht an der neuen evangelischen Schule ebenso zuständig war wie für die geistliche Betreuung der Evangelischen.
Wie problematisch das Miteinander der Konfessionen dennoch war, kann man daran sehen, dass die Evangelischen während des Baues ihrer Kirche die katholische Kirche nicht benutzen durften. Für den Bau der Kirche wurde ein an der gleichen Stelle stehendes Bäckereianwesen abgebrochen, das die evangelische Gemeinde zunächst angekauft und zu einem Betsaal umgestaltet hatte. Eine Abbildung jenes Hauses sieht man auf dem Ölgemälde von Pfarrer Lützelberger ( hinten in der Kirche links ), einem Gönner der Gemeinde: in seiner Hand hat er ein Blatt mit einem Bild der vormaligen Räumlichkeiten. Wieder verwendet wurde für die neue Kirche jene kleine Glocke, die Freiherr von Seckendorff – Aberdar zu Unternzenn der evangelischen Gemeinde für ihren Betsaal gestiftet hatte. Sie stammt aus seinem Schloss in Trautskirchen und ist so die älteste der Glocken auf unserem Kirchturm. Sie trägt die Jahreszahl 1718. Da sie aus Silberbronze gefertigt ist, war sie für den Krieg nicht tauglich und hat zwei Kriege unbeschadet überstanden. Sie hängt heute neben Stahlgussglocken im Kirchturm, die nach dem Zweiten Weltkrieg dort aufgehängt wurden, nachdem die ursprünglichen Glocken im Ersten, die danach beschafften im Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden mussten.
Der Bau der Kirche im Jahr 1848 war ein Ausdruck des Gottesdienstverständnisses der damaligen Zeit: im Mittelpunkt stand die Predigt. So war alles auf die Kanzel hin ausgerichtet, während der Altar einen eher unglücklichen Platz in einer dunklen Nische unter dem Chorbogen erhielt. Die Gemeinde war arm: an den Schulden des Kirchenbaues hat sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu zahlen gehabt, obwohl das damals noch junge Gustav – Adolf – Werk die Diasporagemeinde Unteraltenbernheim durch eine Sammlung unterstützte und der bayerische König zweimal eine landesweite Kollekte zugunsten dieser Kirche bewilligt hatte. So war eine aufwändige künstlerische Ausstattung der Kirche nicht möglich. Das gusseiserne Kreuz auf dem Kirchturm sowie das gusseiserne Altarkreuz sind Stiftungen der Firma Kramer – Klett, Nürnberg. In den sechziger Jahren wurde das eiserne Altarkreuz durch ein Holzkreuz ersetzt, das seit der Renovierung der Kirche hinten rechts seinen Platz gefunden hat und das seinerzeit von einem örtlichen Künstler geschnitzt wurde. Lediglich durch die Größe der Kirche konnte man wohl ausdrücken, dass man auch seinen Platz im Dorfbild und im Dorfleben beanspruchte. Bis in unsere Tage hinein war das Miteinander der Konfessionen nicht einfach: zwei Gasthäuser, zwei Friedhöfe und zwei Schulen waren nicht angetan, ökumenische Gedanken zu fördern. Erst in den letzten Jahrzehnten ist es zu einem fruchtbaren Miteinander gekommen.
In den Jahren 1986 – 88 wurde die Kirche einer gründlichen Renovierung unterzogen. Dabei wurde der Chorbogen geöffnet, der Altar nach vorne in den Raum gezogen und die Bänke etwas verkürzt. Taufstein, Kanzel und Altar sind in ihrer ursprünglichen Form erhalten, lediglich ein Altaraufsatz wurde entfernt, nachdem der Altar nicht mehr an der Wand sondern frei im Raum steht. Die bisherige, hinter dem Chorraum untergebrachte Sakristei wurde zugunsten des Chorraumes entfernt und durch zwei Einbauten im hinteren Kirchenraum ersetzt.
Wie es im vorletzten Jahrhundert wohl öfter vorkam, hatte die Kirche keinen Namen bekommen. Im Jahr 1988 wurde der Kirche der Name „Martinskirche“ gegeben, nachdem eine deutliche Mehrheit der Gemeinde sich für diesen Namen ausgesprochen hatte.
Weitere Auskünfte gibt die Festschrift „Kirche im Dorf“, die anlässlich der Wiedereinweihung der Kirche vom Pfarramt herausgegeben wurde.